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Mansfelder
Bergbau & Hüttenwesen |
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Aus der Geschichte der Mansfelder
Bergwerksbahn
von Klaus
Foth
1997
Ursprünglich beförderte
man im Mansfeldischen die Schiefern per
Handkarren zu den Hütten. Später waren es dann
zweirädrige, von Pferden gezogene Kippkarren.
Diese wurden von den sogenannten Höhlwagen
abgelöst. Nach 1871 begann in Deutschland ein
bis dahin nicht gekannter wirt- schaftlicher
Aufschwung.
In dieser Situation fasste der damalige Oberberg-
und Hüttendirektor Geheimrat Ernst Leuschner (*
23.02.1826 in Waldenburg/Schlesien, t 03.05.1898
in Eisleben) den Entschluss, eine betriebseigene
Eisenbahn zu bauen. Als Spurweite wählte man 750
mm. Sie gestattete eine sehr bewegliche
Linienführung bei geringsten Kurvenmaßen und
ermöglichte recht große Höhenunterschiede zu
überwinden. Die Arbeiten begannen zügig.
Bereits am 20. August 1880 war der Unterbau des
ersten Streckenabschnittes von der
Kupferkammerhütte (später Bleihütte) nach dem
Glückhilfschacht bei Welfesholz fertig. Die
Bauleitung lag in den Händen von Bauinspektor
Hellwig, ausgeführt wurden die Arbeiten von der
Bauwerkmeisterei unter Bauwerkmeister Böhmelt.
Die Firma Gerding & Biermann aus Berlin
besorgte den Oberbau mit allen Weichen und
Bahnhofseinrichtungen. Die Gesamtlänge der
Gleise betrug 5500 Meter. Der laufende Meter
kostete seinerzeit 12,76 Mark.
Am 15.11.1880 nahm man diesen ersten
Streckenabschnitt in Betrieb. Der Bahnbetrieb
wurde vorläufig von der Kupferkammer-Rohhütte
unter Leitung von Obervogt Killge mit
übernommen. Für die nötige Wartung und
Instandhaltung sorgte die Bauwerkmeisterei. Aber
bereits am 25.05.1881 wurde die Bergwerksbahn als
selbstständiger Betrieb dem Betriebsführer
Albert Damm übertragen.
Für je 12500 Mark hatte man zwei zweiachsige
Tenderlokomotiven, der Lokomotivbauanstalt Kraus
& Co. München, angeschafft. Als rollendes
Material wurden zunächst 25 Kastenwagen (6 t
Ladegewicht) mit Seitenklappen gekauft. Als
zweiter Schacht wurde der Eduardschacht ans
Gleisnetz angeschlossen. Anfangs wurden die
vollen Schieferwagen bis zur Anschlussstelle
heruntergebremst und den Zügen vom
Glückhilfschacht zur Weiterbeförderung nach der
Hütte angehängt. Die Leerwagen wurden von
Pferden von der Abzweigungsweiche zu den
Schieferställen zurück gebracht. Kurze Zeit
später wurde das Anschlussgleis für den
Lokbetrieb ausgebaut.
In Helbra verband man ebenfalls im Jahre 1880 den
Ernst-Schacht mit der neu erbauten Kochhütte
durch eine Pferdebahn. Sie wurde 1881 auf
Lokbetrieb umgestellt.
In den Jahren 1882/1883 wurde schließlich das
Bahnnetz über das gesamte Bergrevier ausgebaut
und nahezu alle Werke sowie die damaligen
Staatsbahnhöfe Hettstedt und Mansfeld (gemeint
ist hier Klostermansfeld) an das Bahnnetz
angeschlossen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es folgende
Streckenführung: Bahnhof Hettstedt über
Kupferkammerhütte nach Gottesbelohnung
(Kupfer-Silber-Hütte) - Lichtloch 26
(Großörner) - Leimbach nach der Eckardthütte,
Leimbach - Freieslebenschächte - Theodorschacht
(Klostermansfeld) - Lichtloch 81 - Bahnhof
Mansfeld - Hövel-Schacht (Helbra) -
Ernst-Schächte - Kochhütte - Ernst-Schächte -
Krughütte.
Die Hohenthalschächte wurden 1889 an das
Gleisnetz angeschlossen. Zwei Jahre später
verlängerte man den Zirkelschächter Anschluss
bis zum Lichtloch 81 und 1901 wurde der
Clotilde-Schächter Anschluss nach der Krughütte
gebaut. ein Jahr später erhielt auch der
Niewandtschacht einen Bahnanschluss. Bis dahin
wurden die Schiefern per Seilbahn zur
Glückhilfschächter Strecke gebracht und dort
umgeladen.
1906 wurde der Paulschacht
(Otto-Brosowski-Schacht) von der Station
Niewandtschacht (Siersleber Dreieck) aus
angeschlossen. Der Vitzthumschacht wurde 1913 mit
der Station Zirkelschacht verbunden und von der
Station Siersleben baute man eine Strecke
Zirkelschacht - Bocksthal - Weißes Tal -
Ernst-Schächte.
Die Produktion der Glückhilfschächte wurde am
31. Dezember 1909 eingestellt. Danach begann man
diesen Streckenabschnitt und auch den nach der
Eckardthütte Leimbach zurückzubauen. Nach der
Weiterführung des Gleises vom Clotildeschacht
bis zur Abzweigstelle Oberhütte im Jahre 1923
hatte das Gleisnetz mit allen Rangier- und
Ladegleisen nunmehr eine Gesamtlänge von 95
Kilometern. Insgesamt wurden für die Bahnanlage
22 Brücken , 19 Über- und 3 Unterführungen
gebaut. Der Zugverkehr erfolgte nach Fahrplan, da
auf der eingleisigen Strecke in dieser Zeit nach
jeder Richtung 20 bis 30 Züge pro Stunde
verkehrten.
Der normalspurige Anschluss vom Reichsbahnhof
Eisleben nach der Krughütte wurde im Jahre 1901
gebaut, der vom Reichsbahnhof Hettstedt zu den
dortigen Hütten in den Jahren 1913/14.
1932 wurde ein Teil des Fahrzeugparks
modernisiert. Es kamen die ersten
Heißdampflokomotiven zum Einsatz. Nach 1948
wurde der gesamte Bahnbetrieb nochmals
modernisiert. Die von den Berg- und Hüttenleuten
liebevoll genannte "Häkelmannsbahn"
war ein wichtiges und zuverlässiges Instrument
der Mansfeld-Betriebe. Über 75 Jahre hat sie
nebenbei auch regelmäßig tausende Berg- und
Hüttenleute zu ihren Arbeitsstellen und wieder
nach Hause befördert. Mit der stufenweisen
Einstellung des Kupferbergbaus hier in der
Mansfelder Mulde begann der Bahnrückbau, sicher
im Übereifer an einigen Streckenabschnitten
etwas vorschnell. Als am 31.12.1989 die Konverter
der Bessemerei endgültig
"heruntergenommen" wurden, hatte auch
für diesen Streckenabschnitt die letzte Stunde
geschlagen. Gott sei Dank fanden sich
Gleichgesinnte, die sich vornahmen, diese kleine
Bahn nicht untergehen zu lassen. So ist aus dem
letzten Streckenabschnitt, von der Bahnwerkstatt
bis zum Eduardschacht, mittlerweile eine
Touristenattraktion geworden. |
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Hüttenleute e.V.
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