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Bergbaugeschichte |
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Der Kupferschieferbergbau in der
Mansfelder Mulde
Der Bergbau in der
Mansfelder Mulde begann um das Jahr 1200 am
Ausgehenden des Kupferschiefers. Von dort folgte
er schrittweise dem Flöz in immer größere
Teufen (Tiefen). Anfangs erfolgte die Gewinnung
des Erzes deshalb aus einer Vielzahl kleiner
Schächte. Als der Abbau um das Jahr 1500 den
Grundwasserspiegel erreichte, wurden Maßnahmen
zur Ableitung der Wässer erforderlich. Es wurden
die ersten Entwässerungsstollen aufgefahren. So
entstanden der Neckendorfer-Stollen, der
Faulenseer-Sollen, der Rißdorfer-Stollen sowie
der Krug-Stollen zu dieser Zeit.
Der Bergbau durchlebte im Zuge seiner Entwicklung
immer wieder Höhen und Tiefen. Werden im Jahr
1571 bereits 127 Schächte genannt, musste der
Abbau 1631 infolge der Verwüstungen durch den
30-jährigen Krieg den Betrieb vollständig
einstellen. Seine Wiederaufnahme erfolgte erst
nach 1671.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts geteufte Schächte
ermöglichten dann bereits eine Erzförderung aus
Teufen zwischen 50 und 100 m. Am Ende des 18.
Jahrhunderts hatte der Bergbau Teufen bis zu etwa
130 m erreicht.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die für
den Kupferschieferbergbau dieser Zeit
entscheidende Ära eingeleitet. Sie ist eng
verbunden mit dem 1852 erfolgten Zusammenschluss
der damals bestehenden fünf Gewerkschaften (zur
Ober-Hütte und Mittel-Hütte bei Eisleben, zur
Kreuz-Hütte und Silber-Hütte bei Mansfeld und
die Kupferkammer- samt Gottesbelohnungs-Hütte
bei Hettstedt) zur "Mansfeld'schen
Kupferschieferbauenden Gewerkschaft". Damit
gelang es trotz mancher Schwierigkeiten, den
Mansfelder Bergbau- und Hüttenbetrieb zum ersten
Großunternehmen Mitteldeutschlands zu entwickeln
und den Bau neuer Schachtanlagen, Wasserhaltungen
und Hüttenwerke voanzutreiben.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war in der
Mansfelder Mulde noch das gesamte unterhalb des
Schlüssel-Stollens (+72 m NN) liegende Abbaufeld
unverritzt. Um auch dort den Abbau zu
ermöglichen, wurden weitere Schächte geteuft
und damit das Abbaufeld bis in das Niveau der 6.
Sohle (-297 m NN) für den Abbau erschlossen. Die
Zahl der produzierenden Schächte erhöhte sich
dadurch in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
auf insgesamt 14.
Bis zum Beginn der 1850er Jahre reichten innerere
Rationalisierungsmaßnahmen der einzelnen Hütten
- z. B. eine sorgfältigere, effektivere Nutzung
des Betriebswassers und des jährlichen
Frühjahrshochwassers, die Einführung größerer
Öfen mit geringerem spezifischen Energiebedarf
zur Winderzeugung, das Abwerfen der alten
Blasebälge und die Einführung von Kasten- bzw.
Kolbengebläsen - aus, um die steigende
Erzförderung verschmelzen zu können. Dann aber
waren die Konditionen der bestehenden
Schmelzhütten erschöpft, die geförderten
Erzmengen ließen sich nicht mehr vollständig
verarbeiten. Als die Erzförderung nach 1850 auf
über 160.000 t anstieg, kam es folgerichtig im
Jahre 1857 zum Bau der Eckart-Hütte bei Leimbach
und zur Erweiterung der Kupferkammerhütte bei
Hettsedt. Im Jahre 1875 förderten allein die
südlichen Reviere um Eisleben mit den Otto-,
Martins- und Ernst-Schächten bereits 110.000 t
Erz. Dieser Fördermenge stand die
Schmelzkapazität der in der Nähe liegenden
Eisleber Mittel- und Oberhütte von lediglich
30.000 t/Jahr entgegen. Zudem erwiesen sich die
Transportwege zu den Hütten in Mansfeld und
Hettstedt als zu weit, ein Hüttenneubau im Raum
Eisleben erwies sich als notwendig. Unter diesen
Vorzeichen entstand seit dem Jahre 1868 eine neue
Hütte, die am 25. April 1870 in Betrieb ging und
seit 1872 Krug-Hütte hieß. 1885 verschmolz die
Hütte mit drei Öfen bereits etwa 100.000 t Erz.
Mit dieser Leistung machte sie die Mittel-Hütte,
und die Oberhütte bei Eislebensowie die
Friedeburger-Hütte und die Kreuz-Hütte bei
Leimbach überflüssig. Als die Krug-Hütte bis
1900 ihren Endausbau mit fünf Öfen erreicht
hatte, erzielte sie eine Durchsatzleistung von
220.000 t Erz/Jahr. Zehn Jahre nach der
Krug-Hütte nahm die Koch-Hütte bei Helbra als
zweite Großhütte ihren Betrieb auf. Im Jahr
1882 nahm die Mansfeld'sche Kupferschieferbauende
Gewerkschaft eine Schmalspurbahn zur Bewältigung
des hohen Materialumschlages in Betrieb. 1915
wurde mit dem Bau einer neuen Schmelzanlage neben
der alten Krughütte begonnen, welche nach ihrer
Fertigstellung, die alte Krughütte ablöste.
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde es dann in
Folge des Abbaufortschritts erforderlich, die
Abbaufelder zunächst bis zur 11. Sohle (-612 m
NN) und dann bis zur 14. Sohle (-788 m NN) für
den Abbau aufzuschließen. Dies machte das Teufen
weiterer vier Schächte notwendich. Sie waren
produktionsbestimmend bis zur Einstellung des
Bergbaues in der Mansfelder Mulde.
Die Stillegung der Schächte in der Mansfelder
Mulde erfolgte Schrittweise und betraf zunächst
den Ernst-Thälmann-Schacht (1962). Ihm folgten
1964 der Max-Lademann-Schacht, 1966 der
Walter-Schneider-Schacht, 1967 der
Fortschritt-Schacht I und 1969 der
Otto-Brosowski-Schacht.
Die Verwahrung der Schachtröhren selbst setzte
1968 mit der Verfüllung des
Fortschritt-Schachtes II ein. In den Folgejahren
wurden alle jene Schächte mit Füllörtern
unterhalb des Niveaus des Schlüssel-Stollens
ebenso gesichert und zusätzlich über Tage mit
Betonplatten abgedeckt.
Die Verwahrung des ausgedehnten Grubenfeldes
erfolgte durch seine Flutung. Dazu wurden am 01.
Juli 1970 die Wasserhaltungen außer Betrieb
genommen und bis zum April 1981 alle Hohlräume
bis zum Niveau des Schlüssel-Stollens (+72 m NN)
unter Wasser gesetzt.
Insgesamt hatte der Bergbau in der Mansfelder
Mulde Hohlräume von beträchtlichem Ausmaß
hinterlassen. Sie setzten sich zusammen aus dem
bergmännisch durch Auffahrungen und den Abbau
entstandenen Volumen von 44 Mio. m³ und dem nur
näherungsweise bestimmbaren, auf rund 170 Mio.
m³ geschätzten Hohlraum, der teils natürlich,
teils unter Mitwirkung der Wasserhaltungs-
maßnahmen des Bergbaus durch die Zerstörung
wasserlöslicher gesteine entstanden war.
In der Mansfelder Mulde wurden in der Zeit von
1200 bis zur Einstellung des Bergbaus 1969 über
1000 Schächte geteuft!
Die Produktionsabschlussbilanz für den
Kupferschieferbergbau im Bergbaurevier Mansfelder
Mulde weist für den Zeitraum der Jahre von 1200
bis 1969 die Gewinnung von 80,76 Mio. t Erz mit
2.009.800 t Kupfer und 11.111 t Silber aus.
Das beim Abbau des Kupferschiefers anfallende,
nicht schmelzwürdige Gestein (vorwiegend
Zechsteinkalk) wurde teils als Versatzmaterial im
Strebraum belassen, teils nach über Tage
gefördert und auf Halde geschüttet. Außerdem
wurden bis etwa 1960 die so genannten
Ausschläge, das sind die beim manuellen Trennen
(Kläuben) des schmelzwürdigen vom nicht
schmelzwürdigen Erz anfallenden Flözteile,
gesondert abgelagert.
Die heute noch sichtbaren Zeitzeugen des Bergbaus
bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sind die
entlang des Ausgehenden des Kupferschiefers
verstreut liegenden Kleinsthalden mit insgesamt
etwa 1 Mio. t. Schüttgut.
Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur
Einstellung des Bergbaus im Jahre 1969 wurden
durch die in dieser Zeit produzierenden Schächte
insgesamt 105 Mio. t Bergematerial aufgehaldet,
von denen rund 59 Mio. t. auf 13 Flachhalden und
rund 46 Mio. t. auf drei Spitzkegelhalden liegen.
Seit etwa zwei Jahrzehnten wird das Material
einer reihe von Flachhalden zurück gewonnen,
zerkleinert und als Schotter verkauft.
Die Krug-Hütte (ab 1950 Karl-Liebknecht-Hütte)
wurde 1972 ebenfalls stillgelegt und die
Koch-Hütte (ab 1951 August-Bebel-Hütte) als
einzige Rohhütte weiter betrieben. Das Erz wurde
noch bis 1990 im Sangerhäuser Revier abgebaut,
auf welches sich die Produktion seit der
Stillegung des Kupferbergbaus in der Mansfelder
Mulde konzentrierte. 1990 wurde auch der Bergbau
im Sangerhäuser Revier sowie die verbliebenen
Hüttenanlagen in Helbra und Hettstedt
stillgelegt. |
Zeittafel
1199 |
"
Um diese Zeit hat der Bergbau in der Grafschaft
Mansfeld,
nicht weit von Hettstedt, angefangen" |
1342 |
Erste
Erwähnung einer Schmelzhütte (Heiligenthal) |
um 1459 |
Saigerprozeß
revolutioniert die Entsilberung des Kupfers |
ab 1500 |
Ausbau
bedeutender Entwässerungsstollen für tiefere
Lagerstättenteile |
1584 |
Weltweit
erstmalige Verwendung von Koks auf der
Mittelhütte bei
Eisleben |
1631 |
Einstellung
des Bergbaues als Folge des Dreißigjährigen
Krieges |
1671 |
Freilassung
des Bergbaues aus dem Eigentum der Grafen von
Mansfeld |
1785 |
Einsatz
der ersten in Deutschland gebauten Dampfmaschine
im
Hettstedter Revier zur Wasserhebung aus den
Gruben |
1798 |
Gründung
der Bergschule in Eisleben |
1809 |
Beginn
des Auffahrens des Schlüsselstollens zur
tiefstmöglichen
Entwässerung der Grubenbaue; 1883 mit einer
Länge von 31 km
fertiggestellt |
1852 |
Zusammenschluss
der Einzelbetriebe zur Mansfeldschen
Kupferschieferbauenden Gewerkschaft |
1863 |
Beginn
der Pflastersteinproduktion aus
Rohhüttenschlacke |
1870 |
Inbetriebnahme
der Krughütte bei Eisleben |
1875 |
Erste
Großschachtanlage: Ernst-Schacht bei Helbra |
1880 |
Inbetriebnahme
der Kochhütte bei Helbra |
1880 |
Beginn
des Baues der Bergwerksbahn |
1892 |
Auslaufen
des Salzigen Sees in die Grubenbaue |
1905 |
Erste
elektrische Schachtförderung auf dem
Hermann-Schacht bei Helfta |
1909 |
Produktionsbeginn
des Mansfelder Kupfer- und Messingwerkes
Hettstedt |
1921 |
Gründung
der Mansfeld AG |
1931 |
Beginn
der ständigen Subventionierung der Bergbau- und
Hüttenbetriebe |
1948 |
Bildung
der Vereinigung Volkseigener Betriebe Mansfeld |
1951 |
Wiederaufnahme
der 1885 eingestellten Kupferschieferförderung
im
Sangerhäuser Bergbaurevier |
1969 |
Einstellung
des Bergbaues in der Mansfelder Mulde |
1990 |
Einstellung
der Erzförderung im Sangerhäuser Revier sowie
der
Produktion der Hüttenanlagen für die
Erzverarbeitung in Helbra
und Hettstedt, wodurch ca. 7000 Berg- und
Hüttenleute direkt
davon betroffen wurden |
1999 |
Aufbau
moderner Verhüttungsanlagen für die
Verarbeitung
kupferhaltiger Sekundärrohstoffe und Errichtung
neuer
Gießwalzanlagen für Kupferhalbzeuge bei der
Mansfelder
Kupfer- und Messing GmbH in Hettstedt |
Gewonnene Rohstoffe
In
der Mansfelder Mulde und im Sangerhäuser Revier wurden
insgesamt
ca. 110 Millionen Tonnen
Kupferschiefer gefördert und daraus
- 2,6 Millionen Tonnen Kupfer sowie
- 15.000 Tonnen Silber ausgebracht
außerdem:
ab
1856 |
Nickel |
bis
zu 300 t/Jahr |
ab
1858 |
Schwefel |
als
Schwefelsäure bis zu 40.000 t/Jahr |
ab
1864 |
Selen |
bis
zu 25 t/Jahr |
ab
1878 |
Gold |
bis
zu 30 kg/Jahr |
ab
1887 |
Blei |
bis
zu 4.000 t/Jahr |
ab
1907 |
Zink |
als
Oxide und Salze bis zu
5.000 t Zinkinhalt/Jahr |
ab
1910 |
Molybdän |
bis
zu 50 t/Jahr |
ab
1928 |
Platin
und Palladium |
|
ab
1929 |
Rhenium |
|
ab
1941 |
Vanadium |
als
Oxid bis 100 t/Jahr |
ab
1959 |
Germanium |
aus
den Zwischenprodukten der
Blei-Zink-Staubverarbeitung und |
Antimon, Arsen, Cadmium,
Gallium, Kobalt, Jod und Thallium |
aus
verschiedenen Zwischenprodukten |
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