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Mansfelder
Bergbau & Hüttenwesen |
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Spremberg - eine nicht erschlossene
Kupfererzlagerstätte
von Dr.
Hans-Joachim Langelüttich & Dipl. Ing. Horst Näther
1997
Zur
Kupferbedarfsdeckung der DDR aus eigenem Erz war
es notwendig, die einheimischen
Kupfererzlagerstätten neu zu bewerten. Der
Kupferbedarf Ende der 60er Jahre lag bei 103
kt/Jahr. Dieser Bedarf wurde nur mit 20 kt/Jahr
aus der Mansfelder Kupfererzlagerstätte gedeckt.
Der Rest kam aus Schrott und Katodenimporten.
Die Mansfelder Kupfererzlagerstätte,
einschließlich Allstedt, Hochscholle und
Tiefscholle Osterhausen, aber ohne den Heldrunger
Lagerstättenteil wurden mit einer Vorratsmenge
von 950 kt Cu im Erz ausgewiesen. Die
Lagerstätten Heldrungen mit 214,6 kt Cu, Werra
mit 400 kt Cu und Spremberg mit 1.630 kt Cu im
Erz.
Das Kupferschiefererzvorkommen Spremberg wurde
1958/64 erkundet. Es hat eine Ausdehnung von 17,4
km² und liegt nordöstlich der Stadt Spremberg
und wird durch den Türkendorfer Kreidegraben in
die Teilbaufelder Spremberg und Graustein
getrennt.
Die vorliegenden geologischen Parameter auf der
Basis von 15 Bohrungen reichten nicht aus, eine
umfassende Studie zu ihrer Erschließung und
Gewinnung anzufertigen.
Auf der Grundlage des geologischen
Ergebnisberichtes vom Dezember 1967 wurde bis
März 1970 unter Einbeziehung von Schachtbau
Nordhausen, der Bergakademie Freiberg
(Geomechanik, Aufbereitung), der SDAG Wismut
(Wetterführung und Klimatisierung), des
Instituts für Bergbausicherheit (Geomechanik,
Hydroloie, Bruchbau), die Erzprojekt Leipzig
(Tagesanlagen), der VEB Braunkohle Senftenberg
und des Rates des Bezirkes Cottbus (Territoriale
Vorabstimmung) vorerst eine
technisch-ökonomische Grobstudie erarbeitet.
In deren Ergebnis wurde sowohl die
grundsätzliche Möglichkeit des Aufschlusses und
der Nutzung der Lagerstätte, als auch die
Notwendigkeit von Schachterkundungs- und weiteren
Feldbohrungen festgestellt. Die Bohrungen sollten
neben der Sicherung wahrscheinlicher Vorräte,
eventuell eine Erweiterung der Lagerstätte vor
allem aber bestehende Lücken bei den
ingeneurgeologischen Daten sowohl im
Lagerstättenbereich als auch im Deckgebirge und
Liegenden schließen. Außerdem sollte
zusätzliches frisches, nicht anoxidiertes
Kernmaterial für Aufbereitungsversuche gewonnen
werden.
Erst nach Abschuss der Felderkundung und der
Bestätigung der Erzvorratsberechnung durch die
zentrale Vorratskommission erfolgte am 31.07.1975
der Beschluss des Präsidiums des Minsterrates
zur Vorbereitung des Vorhabens
Kupfererzschachtanlage Spremberg. Als Termine
für die Vorlage der Dokumentation zur
Investitionsvorentscheidung (IVE) wurde der Monat
Juni 1977, für den Realisierungsbeginn das Jahr
1978 und für die Produktionsaufnahme das Jahr
1990 genannt. Daraufhin wurde im September 1975
die Aufbauleitung Spremberg gebildet. |
Die bestätigte
Erzvorratsberechnung weist in den beiden
Teilfeldern Spremberg (westlich) und Graustein
(östlich) - Bild 1 - auf insgesamt 17,43 km²
Fläche 98,6 Mio t Erz (ø 2,2 m) mit 1.459 kt
Kupferinhalt (85,8 kg Cu/m² bzw. 15,2 kg Cu/t
Erz) aus. Die Teufe des Erzhorizonts liegt bei
8° Einfallen nach NE bei 900 - 1.650 m (-1.500 m
NN). Die Vererzung umfasst, ähnlich wie in
Lubin/Polkowice/Sieroszowice Mergelkalk (Ca1m)
z.T. Zechsteinkalk (Ca1) (ø 1,1% Cu), Kupfer-
schiefer (T1) (ø 2,1 % Cu) und Sandstein (S1)
(ø 1,3 % Cu). Der Faziesbereich
Mergel/Kupferschiefer ist 0,65 - 4,65 m (ø
1,9m), der von Kupferschiefer/Sandstein 2,2 -
8,2m (ø 4,1 m) mächtig. Das Verhältnis Mergel
: Kupferschiefer : Sanderz ist 32 : 33 : 35, das
ihres Kupferinhaltes 23 : 46 : 31.
Die Vorratsabgrenzung erfolgte nach der Kondition
<= 16 TM/t CuK für
die schlechtesten in die Nutzung einzubeziehenden
Teilmengen, was den damals für das Sangerhäuser
Revier im Jahre 1990 prognostizierten
Durchschnittskosten entsprach. Das führte bei
der vertikalen Vorrats- abgrenzung auf
geologische Schwellengehalte von 0,25 % Cu für
Sanderz und 0,3 % Cu für Mergelerz. |
Die Lagerstätte an
der Basis des Zechsteins (P2) wird unter 100 -
275 m mächtigen Lockergebirge (KZ) von
Buntsandstein (T1)
und der 260 - 450 m mächtigen Folge der vier
Zechsteinserien (P2) überlagert. Der
südwestliche Teil des Feldes Graustein liegt
außerhalb der Steinsalzverbreitung. Die starke
Wasserführung des Lockergebirges reicht über
Klüfte in den Buntsandstein. Hauptdolomit und
Zechsteinkalk führen vor allem in Störungsnähe
Kluftwasser, während der Lagerstättenhorizont
und das Rotliegende (P1) zuflussfrei sind. Große
technische Probleme ergaben sich durch die
geologische Situation an den vorgesehenen
Schachtstandorten. Durch intensive Klüftung sind
sowohl Buntsandstein als auch Hauptdolomit stark
Wasserführend, so dass Gefrierschachtverfahren
und Wasserdichter Schachtausbau bis in die
extreme Teufe von 800 m (oberer Werraanhydrit)
erforderlich werden.
Das zunächst vorgesehene querschlägige Anfahren
der Lagerstätte aus dem Liegenden (PZ/P1) musste
aufgegeben werden, weil die Schachtkernbohrung H8
ab 990 m bis zu ihrer Endteufe von 1296 m wegen
intensiver Klüftung quasi plastisches
Rotliegendes (P1) und Prärotliegendes (P -
Devonschiefer) antraf. Damit verbleibt für die
Anlage der Füllorte lediglich der Werraanhydrit.
Auf Grundlage der aus den Schacht- und
Felderkundungsbohrungen gewonnenen ingeneur-
geologischen Daten (insgesamt über 150
Kerndaten) wurde in Zusammenarbeit mit den
bereits genannten Partnern zu denen noch die TU
Magdeburg (hydraulischer Transport, Spülversatz)
und IMN Gliwice (Flotationsverfahren) kam, das
folgende Aufschluss- und Nutzungskonzept
entwickelt:
Standort der Doppelschachtanlage mit einer
Erzaufbereitung zwischen beiden Teilfeldern
östlich Spremberg an der B 156. Die
Füllortteufe beträgt 850 m und steht im unteren
Werraanhydrit. Der Aufschluss der beiden
Teilfelder ist mit je einem 3 km lagen
Hauptförderflachen mit Bandförderung
vorgesehen. Der ausziehende Förderschacht hat
eine seilgeführte Skipförderung. Der
einziehende Nebenschacht ist für Seilfahrt und
Materialtransport vorgesehen. Die Wetterführung
(30.000 m³ / min) ist rückläufig über die
Abbausohlen zum Hauptförderflachen. Bei der
gemessenen Gebirgs- temperatur von 28 - 40 °C
ist vor Ort eine Wetterkühlung vorgesehen.
Abbauverfahren in dem Bereich der
Flöz/Mergel-Vererzung ist Strebbruchbau mit
Bohr-Sprengarbeit und Ladehobel, im Bereich
Flöz/Sandstein-Vererzung ist Kammerpfeilerbau
mit Spülversatz vorgesehen. Bestimmt durch diese
Abbauverfahren ist ein
Gesamtlagerstättenausbringen von 70 % möglich.
Als Erzaufbereitung ist ein Flotationsverfahren
vorgesehen. Die Verarbeitung der Konzentrate
erfolgt in einer Konzentrathütte im Raum Helbra.
Die Ableitung der salzhaltigen Grubenwässer wird
über eine 80 km lange Salzwasserleitung zur
Neiße/Oder gewährleistet.
Eckwerte für
Invest-Vorentscheidung (Juni 1977):
Jahresproduktion: 3.350 kt Erz = 46.900 t
Kupferinhalt
301,5 kt Konzentrat mit 14 % Cu, 0,025 % Ag =
42.170 t Kupferinhalt = 40.000 t Katodenkupfer,
Bergbau und Aufbereitung = 4.000 Arbeitskräfte,
Produktionsdauer mit An- und Auslaufperiode = 24
Jahre.
Erforderliche Investmittel:
- für Bergbau und Aufbereitung = 3.527 Mio Mark
- Folgeinvestitionen Infrastruktur = 273 Mio Mark
- Folgeinvestition Tübbingproduktion = 141 Mio
Mark
- Folgeinvestition Konzentrathütte = 650 Mio
Mark
Realisierungszeit:
Bauvorbereitende Maßnhmen bis Abbauaufnahme = 18
Jahre
Selbstkosten:
11.600 M/t Katodenkupfer, davon 85 % Bergbau und
Aufbereitung.
Die Aufgabenstellung der IVE wurde, nachdem
bereits 1975 mit der Realisierung
bauvorbereitender Maßnahmen im Zusammenhang mit
den neuen Schachterkundungsbohrungen begonnen
worden war, am 11.10.1979 durch
Miniaterratsbeschluss bestätigt, 170 Mio Mark
Investitionen, davon 50 Mio Mark Bau in den
Planzeitraum 1981/85 eingeordnet und die
Produktionsaufnahme auf 1993 festgelegt.
Jedoch bereits am 05.08.1980 erging die von allen
unmittelbar Beteiligten mit Erschütterung
aufgenommene Weisung des zuständigen
Ministeriums, dass 1981/85 keine
Realisierungsmöglichkeit bestehe und die
Vorbereitungsarbeiten abzuschließen sind. Die
Aufbauleitung war bis Ende 1980 aufzulösen. Von
den 116 Gesamtbeschäftigten der Aufbauleitung
befanden sich 110 Personen in Spremberg, darunter
29 Produktionsarbeiter und 47 Ingeneure. Diese
Personengruppen wurden vom Bohr- und Schachtbau
(BuS) Welzow übernommen. Die Erschließung des
Kupfererzvorkommens im Raum Spremberg war damit
für absehbare Zeit gestrichen.
Von 1970 bis zum Abschluss der Restarbeiten im
Jahre 1981 wurden 90,7 Mio Mark für die
Vorbereitung des Vorhabens aufgewandt, darunter
20 Mio Mark für Schacht- und 34 Mio Mark für
Felderkundungsbohrungen. Davon entfielen 80 % auf
bohrtechnische Leistungen, 12 % auf
Bohrlochmessungen und 8 % auf die labormäßige
und wissenschaftliche Auswertung. 4,5 Mio Mark
waren bereits in die Baustelleneinrichtung
investiert worden.
Zusammenfassendes Ergebnis:
Durch umfassende Untersuchungen konnte die
rechnerische Nutzungsmöglichkeit der
Kupfererzlagerstätte Spremberg nachgewiesen
werden. Auf Grund der dabei festgestellten
Kondition dürfte sie jedoch erst bei Wegfall der
Verfügbarkeit vergleichbarer Lagerstätten in
Billiglohnländern wieder ins Blickfeld
wirtschaftlicher Interessen kommen. |
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