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Mansfelder
Bergbau & Hüttenwesen |
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Die Kalidrahtseilbahn zwischen
Eisleben und Unterrißdorf
von Dr.
Stefan König
2008
In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts und am Anfang des 20.
Jahrhunderts wurden im Mansfelder Bergrevier
mehrere Drahtseilbahnen zum Transport des
Kupferschiefererzes von den umliegenden
Schächten zu der Krughütte in Eisleben gebaut
und betrieben. Es handelt sich dabei um die im
Jahr 1871 in Betrieb genommenen
Drahtseilbahnstrecken von den Martinsschächten
(ca. 1,9 km Länge) und Ottoschächten (ca. 0,7
km Länge) zu der Krughütte. In den Jahren
1894/95 wurde eine ca. 1,0 km lange
Drahtseilbahnstrecke von den Niewandtschächten
zu der Station Zimmermannschacht gebaut. Von dort
aus wurde das Erz mit der Mansfelder
Bergwerksbahn (Bahnstrecke zu den
Glückhilfschächten) zu den Hettstedter Hütten
befördert. Die im Jahr 1905 eröffnete Strecke
von den Hermannschächten zu der Krughütte wies
bereits die beachtliche Länge von ca. 5,1 km
auf. Auch für den Transport des im
Dittrichschacht geförderten Erzes zur Krughütte
war eine ca. 3,0 km lange Drahtseilbahn geplant. |
Sie sollte allerdings den
Dittrichschacht nicht mit der Krughütte, sondern
nur mit dem Hermannschacht verbinden. Aus
Kostengründen waren für den Dittrichschacht
keine Kläubeställe vorgesehen. Das aus dem
Dittrichschacht geförderte Erz sollte mit dieser
Seilbahn zum Hermannschacht befördert und dort
gekläubt werden. Erst danach sollte das
ausgekläubte Erz mit der bereits in Betrieb
befindlichen Hermannschächter Seilbahn zur
Krughütte transportiert werden. Dieser Plan sah
weiterhin vor, dass die geplante
Kläubemannschaft des Dittrichschachtes in der
Stärke von 300 Mann die Kläubeställe und die
anderen Einrichtungen des Hermannschachtes nutzen
sollten. Doch dann kam es aber ganz anders!
Die im Raum Eisleben erkundete
Kalisalzlagerstätte bot aus Sicht der
Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden
Gewerkschaft hinsichtlich Quantität und
Qualität eine gute Grundlage für einen
wirtschaftlichen Kalibergbau. So fiel im Jahr
1911 kurzfristig die Entscheidung, im Bereich des
Grubenfeldes des Wolf- und Dittrichschachtes den
Abbau von Kalisalzen aufzunehmen. Diese
Entscheidung bedingte gravierende Veränderungen
hinsichtlich des Ausbaus und des Betriebes der
beiden neuen Schächte Wolf und Dittrich. Die
Entscheidung zugunsten des Kalisalzabbaus schloss
aber gleichzeitig die Erhaltung und den Ausbau
der beiden Schächte für eine spätere
Kupferschiefererzförderung ein.
An dieser Stelle sei erinnert, dass bereits im
Jahr 1898, also vor 110 Jahren, mit dem Beginn
des Abteufens des Kalischachtes Georgi in
Wansleben, der Kalibergbau der
Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden
Gewerkschaft begann. Ein Ausbau der
Produktionskapazität der Kalifabrik Wansleben,
um die im Raum Eisleben geförderten Kalisalze zu
verarbeiten, wurde aus verschiedenen Gründen
verworfen. |
Auf dem Gewerkentag, am 23.
Mai 1911, wurde eine Vorlage der Ober- Berg- und
Hüttendirektion hinsichtlich des
Kalisalzbergbaus im Raum Eisleben bestätigt.
Durch die Gewerken wurden dafür finanzielle
Mittel in der Höhe von 1,8 Millionen Mark
bewilligt. Mit diesem Geld sollte die Kalifabrik
auf der Krughütte in Eisleben erbaut und die
Drahtseilbahnstrecke vom Dittrichschacht, über
den Wolfschacht, zur neuen Kalifabrik in Eisleben
errichtet werden.
Mit dem Bau der Drahtseilbahnstrecke wurde die
Leipziger Firma BLEICHERT & Co. beauftragt.
Die 8,835 km lange Strecke wies 27
Überführungen auf, die mit Schutzbrücken und
-netzen gesichert werden mussten. Die
eingereichten Bauunterlagen wurden im September
1912 berg- und landespolizeilich genehmigt.
Den erfolgreichen Abschluss der Bauarbeiten
bildete am 27.10.1913 die behördliche Abnahme
der neu errichteten Drahtseilbahn. Zu erwähnen
ist auch, dass durch die Mansfeldsche Kupfer-
schieferbauende Gewerkschaft im Jahr 1913 eine
weitere ca. 2,5 km lange
Drahtseilbahnstrecke in Betrieb genommen wurde.
Sie führte vom Kalischacht Neu-Mansfeld zur
Kalifabrik in Wansleben. |
Schon nach kurzer
Betriebsdauer der Drahtseilbahn musste man
feststellen, dass das vorgesehene Gewicht der
Seilbahnkübel von 750 kg und damit auch die
geplante Förderleistung von 8,6 t/h nicht
erreicht wurde. Aus diesem Grund erhöhte man die
Anzahl der umlaufenden Seilbahnkübel. Dadurch
war es möglich, dass alle 24 Sekunden auf den
beiden Endstationen ein Kübel ein- bzw. auslief.
Die Förderleistung wurde dadurch auf 9,3 t/h
erhöht. Die Geschwindigkeit der Drahtseilbahn
betrug 2,0 bis 2,3 m/s.
Ab dem Jahr 1914 transportierte die Drahtseilbahn
auch Kohle zum Wolf- und Dittrichschacht. Die
Betriebskosten für die Drahtseilbahn mussten vom
Dittrichschacht vorschussweise getragen werden.
Die Nutzer der Seilbahn (z. B. Kalifabrik
Eisleben, Wolfschacht) vergüteten dem
Dittrichschacht die in ihrem jeweiligen Betrieb
anfallenden Transportleistungen der
Drahtseilbahn. |
Der Transport von Kalisalzen
zur Kalifabrik und der Rücktransport von
schlammigen Rückständen aus der
Kalisalzverarbeitung für die untertägigen
Versatzarbeiten im Dittrichschacht führten zu
häufigen Vegetationsschäden im Bereich der
Drahtseilbahntrasse. In zahlreichen
Aktenbeständen sind diese Schäden, u. a.
durch den Markscheider Dahlmann, akribisch
aufgelistet. Ursache dafür waren neben
austropfenden Laugen aus den schlammigen
Rückstandsmaterialien auch herunterfallende
Salzstücke. Mehrfach kam es vor, dass Kübel auf
Grund technischer Havarien ihre gesamte
Salzfracht über den Feldern auskippten bzw.
abstürzten. Im Jahr 1916 verlangte der
Gutsbesitzer Lehmann aus Unterrißdorf
Entschädigung für eingetretene Schäden durch
den Betrieb der Drahtseilbahn. Er führte an,
dass mehrfach Kübel auf seinen Grundstücken im
Nonnental abgestürzt waren.
Mit der Einstellung der Kalisalzgewinnung und
verarbeitung im Jahr 1925 in Dittrichshall
bzw. in Eisleben war auch das Ende der
Kalidrahtseilbahn gekommen. Durch die
Drahtseilbahn wurden ca. 1,372 Millionen Tonnen
Rohsalz vom Dittrichschacht zur Kalifabrik in
Eisleben transportiert. Über die Tonnage der von
der Kalifabrik Eisleben nach dem Dittrichschacht
transportierten Verarbeitungs- rückständen gibt
es leider keine Angaben.
Während die Erzdrahtseilbahn Hermannschacht -
Krughütte auf Grund ihres guten Erhaltungs-
zustandes noch an eine schlesische Bergbaufirma
verkauft werden konnte, wies dagegen die
Kalidrahtseilbahn vom Dittrichschacht zur
Kalifabrik Eisleben einen schrottreifen Zustand
auf. Es wurde deshalb festgelegt, sie abzureißen
und zu verschrotten. Der Rückbau der
Drahtseilbahn begann im Jahr 1926 durch die
Abnahme der Seile.
Die noch verwendungsfähigen Holzteile der
Schutzbrücken wurden rückgebaut und anderweitig
verwendet, so z. B. für den Bau von vierzig
neuen Kläubeställen auf dem Vitzthumschacht.
Die zahlreichen Holzböcke auf privaten
Grundstücken wurden den jeweiligen Besitzern zum
Abbruch auf eigene Kosten und eigene Gefahr
angeboten. Sie konnten dafür das Holz behalten
bzw. gegen ein geringes Entgelt erwerben.
Allerdings wurde aber auch verlangt, dass die
Betonfundamente restlos beseitigt werden mussten.
Die sehr gute Betonqualität dieser Fundamente
und die damit verbundenen Schwierigkeiten ihres
Rückbaus führten zu mehrfachen Anforderungen
von Schießmeistern. Erst sie konnten mit
Sprengarbeiten den Widerstand der Fundamente
brechen. |
Während der Ausstellung zum
Jubiläum des Teufbeginns des Dittrichschachtes
im Jahr 2007 berichteten mehrere Unterrißdorfer
Bürger über den Verbleib und die Verwendung des
rückgebauten Holzes. Schmunzelnd erzählten sie,
dass das Holz dieser Seilböcke auch noch heute
einigen Gebäuden in Unterrißdorf die
erforderliche Sicherheit und den notwendigen Halt
gibt. Übereinstimmend waren diese
Unterrißdorfer der Meinung, dass sich die Mühen
des Rückbaus gelohnt haben! |
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