Mansfelder Bergbau & Hüttenwesen

Vor 40 Jahren begann die Flutung der Mansfelder Mulde
von Dr. Gerhard Knitzschke & Martin Spilker
2010

Im Dezember 1969 wurde die Förderung von Kupfererz im Revier Mansfelder Mulde wegen mangelnder Vorräte beendet. Dieses Ende war bereits 1968 angekündigt worden, als mit der Verfüllung der Schächte Wachler und Fortschritt II / Dittrich in Unterrißdorf die Verwahrung der Mansfelder Mulde begonnen hatte.
Parallel zur Verfüllung der Schächte, die mit den tiefsten Schachtröhren begann, um die Verfüllmassen in den noch trockenen Füllort zu verstürzen, begann der Anstieg der Grubenwässer. Die Wasserhaltungen waren dazu am 1. Juli 1970, also vor 40 Jahren, außer Betrieb genommen und die Ritzstrecke am Fortschritt-Schacht (I) durch Sprengung eines Dammes geöffnet worden.
Mit diesem Zeitpunkt flossen etwa 40 m³/min, das sind rund 58.000 m³/Tag, Salzwasser ins Muldentiefste.

Der zeitliche Ablauf des allmählichen Anstiegs der Grubenwässer im Grubengebäude wurde von verschiedenen Fachleuten mehrfach kalkuliert und prognostiziert. Das Ergebnis waren sehr unterschiedliche Zeitabläufe, die zwischen etwa 5 und etwa 20 Jahren lagen. In der Realität dauerte es 11 Jahre, bis die Wässer die Hohlräume gefüllt hatten und der Überlauf in den Schlüsselstollen erfolgte.
Ursache der großen Zeitdifferenzen war nicht die Unkenntnis über die bergmännisch geschaffenen Hohlräume, die waren mit 44 Mill. m³ relativ genau bekannt, die Unsicherheit lag im Hohlraumvolumen, das durch die Auflösung von Gestein (Steinsalz, Anhydrit/Gips) im Gebirge entstanden war. Der Anstau der Grubenwässer in der Mansfelder Mulde war eine von einem Gremium von Fachleuten unter Leitung des damaligen Rates des Bezirkes Halle nach langen Untersuchungen und Beratungen beschlossene Maßnahme zur Bekämpfung der großflächigen Senkungen in der gesamten Mansfelder Mulde. Diese Senkungen waren das Ergebnis der jahrzehntelang betriebenen intensiven Wasserhaltung mit ihrer Lösung von Steinsalz aus dem Untergrund.
Nur die Verminderung oder die Beendigung dieses Salzwasserentzugs konnte diesen Vorgang beenden. Es trat aber nur eine weiträumige Verminderung der Senkungen ein, kein völliger Stopp.
Im Stadtgebiet Eisleben gab es im Bereich der Siebenhitzen und der Karl-Liebknecht-Hütte sogar eine Verstärkung der Senkungen. Ursache waren bis dahin unbekannte Steinsalzreste unter den alten Senkungsgebieten, die über Jahrzehnte durch die Wasserhaltung trocken gehalten wurden und durch die Flutung wieder in den Zugriff des Wassers gerieten. Ähnlich verhielt es sich bei dem Erdfallgebiet an der B 180 bei Neckendorf.

Heute sind in diesen Gebieten die Senkungserscheinungen weitestgehend abgeklungen auf das nicht beeinflussbare natürliche Maß von wenigen Millimetern pro Jahr. Mit diesen Erdbewegungen müssen wir leben, wie auch mit immer einmal wieder auftretenden Erdfällen. Das sind in unserem Gebiet Naturereignisse.
Erwähnenswert ist noch die Abflussentwicklung aus dem Schlüsselstollen, an dessen Mundloch nach wie vor salzige Wässer in der Größenordnung von 20 m³/min abfließen. Sie weisen aber im Gegensatz zu früher, wo bei Salzwasserabflüssen von ca. 40 m³/min ständig um die 100 kg Salz pro Sekunde abgegeben wurden, nur noch Werte um 8 - 10 kg Salz pro Sekunde auf. Dieser Wert wird uns ebenso wie der Abfluss aus dem Schlüsselstollen praktisch ewig erhalten bleiben.
Vom guten Zustand des Mundloches des Schlüsselstollens konnten sich die Teilnehmer unserer Frühjahrsexkursion am 7. Mai dieses Jahr überzeugen.

  

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