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Mansfelder
Bergbau & Hüttenwesen |
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Ein bemerkenswertes Jubiläum - 200
Jahre Schlüssel-Stollen
von Dr.
Stefan König
2009
Mit dem
nachfolgenden Artikel wird an ein bedeutendes
Jubiläum in der Mansfelder Montan- geschichte
erinnert: An die Namensgebung und den Beginn der
Auffahrung des ,,Tiefen Mansfelder
Schlüsselstollns" vor 200 Jahren. Am 12.
Dezember 1809 setzte man unter diesem Namen den
Betrieb eines Stollenbauwerkes fort, das im Jahr
1758 als ,,Friedeburgischer neuer Haupt- und
Erbstolln" nach siebenjähriger Betriebszeit
bei einer Auffahrungslänge von ca. 920 m
eingestellt wurde. Umfangreiche montanhistorische
Details zu der Auffahrung des Schlüssel-Stollens
vermitteln mehrere Belegarbeiten von Schülern
der Bergschule Eisleben. Sie wurden vom Beginn
bis Mitte des 19. Jahrhunderts angefertigt. Unter
den Bergschülern finden wir die Namen bekannter
und verdienstvoller Bergbeamter. Besonders
erwähnt soll Oberberghauptmann Albert Serlo
(1824 - 1898), Leiter der preußischen
Bergverwaltung in Berlin, und Bergrat Eduard
Schrader (1823 - 1891), Vertreter des Ober-Berg
und Hüttendirektors der Mansfeldschen
Kupferschieferbauenden Gewerkschaft. Die
Bergschularbeiten werden als historischer Schatz
im Archiv des Mansfeld-Museums Hettstedt gepflegt
und bewahrt. Nachfolgend werden einige
interessante Details aus diesen Bergschularbeiten
vorgestellt:
1751 bis 1758 Der Betrieb
des ,,Friedeburgischen neuen Haupt- und
Erbstollns"
Am 6. Februar 1751 wurde westlich von Friedeburg
mit der Auffahrung dieses Stollens durch die
Rothenburger Erz- und Schieferngewerkschaft
begonnen. Er sollte die im preußischen Besitz
liegenden Lagerstättenteile aufschließen sowie
eine Wasserabführungsmöglichkeit für die
Tiefbaue der benachbarten Reviere zwischen
Gerbstedt und Hettstedt schaffen. Der Gedanke,
dass dieser Stollen einmal die Wasserabführung
der gesamten Mansfelder Mulde übernehmen sollte,
reifte erst später und wurde am 29. Mai 1879 mit
dem Durchschlag der Stollenorte am TheodorSchacht
bei Klostermansfeld Realität. Von dem
Bergschüler C. HAHN (1805 - 1882) liegt aus dem
Jahr 1826 eine ausführliche Beschreibung der
Stollenauffahrungen im 18. und zu Beginn des 19.
Jahrhunderts vor. In den Jahren 1751 - 1754 wurde
der ,,Friedeburgische neue Haupt- und
Erbstolln" auf einer Länge von 560 m in
eine NNW-Richtung (ca. 155°) aufgefahren. Diese
Richtung zielte auf den Bereich der ehemaligen
Versuchsschächte auf dem Galgenberg. In dem
ersten Stollenabschnitt wurden 6 Lichtlöcher
(LL) niedergebracht. Das 6. LL wies mit ca. 37 m
die größte Teufe auf. Im Bereich des 6. LL
wurde mit dem Erreichen des Kupferschieferflözes
die Richtung des Stollens in die Streichrichtung
des Flözes eingedreht. Allerdings erwies sich
das angetroffene Flöz als unschmelzwürdig. Auch
weitere Untersuchungsschächte in Richtung des
Ausgehenden erbrachten nicht die erhofften
Ergebnisse. Trotzdem wurde die Auffahrung des
Stollens bis zum Jahr 1758 fortgesetzt. Abgeteuft
wurden in dieser Zeit die LL 7 und 8, wobei das
Niederbringen des 8. LL auf Grund von starken
Wasserzuflüssen große Probleme bereitete. Auch
die Metallgehalte im Flöz änderten sich nicht
zum positiven. Deshalb wurde die Einstellung des
Betriebs des ,,Friede- burgischen neuen Haupt-
und Erbstollns" beschlossen. Stattdessen
wurde die weitere Auffahrung des Katzenthaler
Stollens forciert betrieben. Mit diesem Stollen
bestand eine größere Chance schneller
abbauwürdige Flözfelder aufzuschließen. |
Wiederaufnahme der
Stollenauffahrung unter neuem Namen
Am 11. November 1809 wurde
nach 51 Jahren Ruhe die Auffahrung des ,,Tiefen
Mansfelder Schlüsselstollns" begonnen. Er
setzte die Auffahrung an der Stelle fort, wo vor
51 Jahren der |
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,,Friedeburgische
neue Haupt- und Erbstolln" eingestellt
wurde. Dafür wurde der bereits vorhandene ca.
920 m lange Stollen genutzt. Weiterhin erhielt
das Mundloch ein stattliches Aussehen. Leider
existiert von ihm nur noch eine Nachzeichnung
unbekannter Herkunft. Der alte Stollen wurde
gereinigt und in einen gangbaren Zustand
versetzt. Die alte enge und niedrige
Stollenmauerung wurde herausgerissen und durch
eine elliptische ersetzt. Weiterhin entschloss
man sich den Stollen im Liegenden des Flözes
aufzufahren und änderte dementsprechend die
Vortriebsrichtung. |
Vortriebsarbeiten
Mit dem Vortriebsarbeiten waren im Jahr 1826 je
Schicht vier Häuer beschäftigt, die in der
Früh, Mittag und Nachtschicht arbeiteten. Jeder
dieser vier Häuer bearbeitete seinen speziellen
Ortsabschnitt, der als Strosse bezeichnet wurde.
Man unterschied zwischen den beiden
Einbruchsstrossen sowie der Firsten und
Sohlenstrosse. Besonderes Augenmerk wurde auf die
Ausnutzung von geologischen Trenn- und
Schwächezonen für die Vortriebsarbeiten gelegt.
Ihre Ausnutzung ermöglichte leichtere und
schnellere Vortriebsarbeiten, wie z. B. durch
Schrämen oder Schlitzen des Gesteins. In der
Zeichnung von HAHN (1826) ist zu erkennen, dass
eine horizontale Schichtfuge geschickt für die
Vortriebsarbeiten ausgenutzt wurde. Sie diente
als Lösefläche für die Sprengung der
Sohlenstrosse. Die Sprenglöcher wurden
unterschiedlich tief gebohrt. Während z. B. die
Länge der Bohrlöcher der Firstenstrosse ca.
0,50 m betrug, waren die der Einbruchsstrossen
nur ca. 0,25 m lang. Nach Angaben von HAHN (1826)
mussten für den Vortrieb von ca. 2 m Stollen
insgesamt 91 Bohrlöcher in das Gestein
geschlagen werden. Weiter gab er als
Tagesvortrieb etwa 1,5 m bei störungsfreiem
Betriebsablauf an. Eine beachtliche
Vortriebsleistung, wenn man bedenkt, dass die
Löcher per Hand gebohrt wurden und dass
Schwarzpulver als Sprengstoff zum Einsatz kam.
Grubenförderung
Nach Wiederaufnahme des Stollenvortriebs nach dem
Jahr 1809 kamen verschiedene Varianten der
Streckenförderung zum Einsatz. Recht
ungewöhnlich war die kurzzeitig eingesetzte
,,Navigations- förderung". Darunter
verstanden unsere Alten die Förderung mittels
eines Kahns. Dafür wurde das Wasser in dem
betreffenden Förderabschnitt des Stollens ca.
0,5 m hoch angestaut. Der Kahn fasste einen
Inhalt von ca. 0,665 m³. Allerdings wurde diese
Kahnförderung nach einem 1/2 Jahr Betriebszeit
wieder eingestellt. Speziell das Be- und Entladen
des Kahns erwies sich zu aufwendig. Deshalb ging
man wieder zu der Streckenförderung mittels
Laufkarren bzw. mit dem Englischen Wagen über.
Bei dem Laufkarren handelt es sich um eine Art
Schubkarren mit einem Inhalt von ca. 0,064 m³ .
Er wurde bevorzugt bei kurzen Förderwegen (ca.
80 bis 120 m) unter Tage, aber auch über Tage
eingesetzt. Bei dem Karren entfiel ein
zeitaufwendiges Auskratzen der Berge. Ein
weiterer Vorteil waren seine geringen Baukosten
von ca. 4 Taler gegenüber 60 Taler für einen
Wagen. Weiterhin musste für die Wagenförderung
ein spezieller Wagenweg (Kosten von 1 Taler für
1 Meter Wagenweg) angelegt werden. Der Inhalt des
Englischen Wagens betrug ca. 0,4 m³ Bei einer
Länge des Förderwegs von ca. 210 m wurden durch
den Förderjungen in einer achtstündigen Schicht
etwa 9 bis 10 Wagen vom Ort bis unter den Schacht
gefördert. Während der Vortriebsort im
Normalfall in drei Schichten belegt war, wurden
die Förderarbeiten in der Früh und
Mittagschicht bewältigt. Die Englische
Wagenförderung verlangte besondere Sorgfalt bei
der Anlegung eines sehr genauen und parallelen
Wagenweges. Die gusseisernen Räder des Wagens
liefen auf den sogenannten Laufbäumen. Bei ihnen
handelt es sich um quadratische Holzlatten (ca.
10 cm x 10 cm), die zur Verbesserung der
Haltbarkeit sowie zum besseren Lauf der Wagen mit
eisernen Belägen versehen waren.
Tagesförderung
In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen im
Mansfelder Bergrevier in der Schachtförderung
neben Pferdegöpel auch Haspel mit einer
unterschiedlichen Anzahl (1-, 2-, 3-, und
4-männisch) von Förderleuten, zum Einsatz.
Die Schachtförderung in dem ca. 88 m tiefen 10.
LL des Schlüssel-Stollens wurde im Jahr 1826
mittels eines 3-männischen Haspels
durchgeführt. Die Personenfahrung erfolgte über
Fahrten. Unter dem Schacht wurde das aus dem
Stollenvortrieb abgeförderte Gestein aus den
Wagen ausgestürzt und in den Förderkübel
umgeladen. Die verwendeten Förderkübel der
Schachtförderung fassten einen Inhalt von 0,035
m³. Das Förderquantum des 10. LL lag pro
Schicht bei 105 Kübel, was etwa ca. 3,7 m³
entspricht. Ein einfacher Vergleich soll diese
Leistung verdeutlichen: Die zuletzt im
Sangerhäuser Revier eingesetzten Förderwagen
hatten einen Kasteninhalt von ca. 0,540 m³, d.h.
im |
10. LL wurden
vergleichsweise der Inhalt von ca. 7 Förderwagen
je Schicht gefördert. Auch heute, fast 40 Jahre
nach der Einstellung des Kupferschieferbergbaus
in der Mansfelder Mulde bietet sich den Besuchern
am Mundloch des Schlüssel-Stollens ein
imposantes Bild. Das stetig ausströmende
Stollenwasser aus dem weiten Grubenfeld der
Mansfelder Mulde erinnert eindrucksvoll an ein
ingenieur- technisches Bauwerk, welches mit hohem
bergmännischen Wissen und Können durch mehrere
Generationen von Mansfelder Bergleuten geschaffen
wurde. |
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