Wahre Begebenheiten

Ein Missverständnis mit ärgerlichen Folgen
von Martin Latk
2011

Etwa um 1964 entwickelte ein Neuererkollektiv unter Leitung des Werkleiters Otto T. auf dem Otto-Brosowski-Schacht eine automatische Huntestürze für die Abbautechnologie mit dem Huntestreb. Das Ziel war die Einsparung des Sturzbühnenmannes.
Das Füllgut des Huntes wurde nicht mehr von Hand in den Förderwagen sondern automatisch auf ein Förderband gekippt. Ein positiver Effekt konnte dabei aber nur bei gleichzeitigem Einsatz möglichst vieler automatischer Huntestürzen, also auf einem großen Abbauflügel, erreicht werden. Das Vorhaben war eigentlich ein Anachronismus. Die Zeit der großen Abbauflügel mit Huntestreben war vorbei. Plattenbänder und Einschienenförderer hatten sich zu dieser Zeit schon als die produktiveren Abbauverfahren erwiesen und ihr Einsatz wurde im Sangerhäuser Revier ständig forciert, Gleichzeitig zeigte es sich schon, das die mehr oder weniger noch in Erprobung befindliche Gradstrebabbaumethode Perspektive hat.
Geplant war die praktische Erprobung in die Produktion mit 3 automatischen Huntestürzen an einen Abbaupfeiler mit etwa 80m Bogenlänge.
Der Anlauf war katastrophal. Die Störanfälligkeit der Konstruktion war sehr hoch. Behandelt wurde das Problem nach dem Motto der Antwort des Sender Jerewan, „ im Prinzip funktioniert die Stürze. Aber es sind nur noch einige Kleinigkeiten zu beseitigen.“
Nun begab es sich das der Werkleiter endlich positive Ergebnisse nachweisen wollte. Vor einer Besuchergruppe wollte er persönlich die Funktionsfähigkeit und Vorzüge demonstrieren. Die Gruppe befuhr unter der Führung des Werkleiters  die Bandstrecke in der die Stürzen im Einsatz waren. Vorweg gesagt, es wurde nicht der Tag des Otto T..
Die erste Stürze war im Stillstand. Es „krepelte“ wie man so im Schacht sagt. Die Gruppe ging weiter zu der 2. Stürze. Dort war ebenfalls Stillstand und der Schlosser Helmut B. war dabei die Stürze betriebsfähig zu machen. Auf Fragen erklärte er, das das länger dauern könne. Der Werkleiter fragte den Schlosser ob den eine funktionsfähige Stürze zu sehen sei. Der Schlosser sagte zum Werksleiter, „dahinten die 3. Stürze läuft einwandfrei“. Der Werkleiter marschierte mit den Besuchern in der Hoffnung weiter, endlich eine funktionierende automatische Huntestürze zu präsentieren können.
Schnell kam die Gruppe zurück. Der Werkleiter war außer sich vor Wut.(so erzählte es mir der Schlosser). Er schrie den Schlosser an, „was er sich erlaube ihn zu veralbern usw“. Denn die 3.Stürze war eine ganz normale Huntestürze mit einem Bühnenmann, der den Hunt auf das Band auskippte.
Die ganze Show vor den Besuchern mit der angeblich funktionierenden automatischen Huntestürze war geplatzt. Der Schlosser verteidigte sich gegenüber dem Werkleiter mit den Worten, dieser haben ihn nur nach einer funktionierenden Stürze, aber nicht nach einer automatischen Huntestürze gefragt und diese Frage habe er richtig beantwortet.
Der Werkleiter reagierte wütend mit der Anweisung der Schlosser solle sofort aus dem Schacht fahren, er werde ab sofort nach Übertage versetzt und er solle sich am Schichtende bei ihm zum Rapport melden, das weitere werde er dann erleben.
Die Sache ging gut für den Schlosser aus. Er blieb im Untertagebetrieb.
Die Kinderkrankheiten der automatischen Stürze wurden überwunden. Übernommen auf die Schächte des Sangerhäuser Reviers wurde die automatische Huntestürze nicht.

  

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